Die Prinzessin auf der Erbse – oder: Warum manche Sättel trotz guter Passform drücken können
Viele Reiter*innen achten heute sehr genau auf die Passform des Sattels. Trotzdem zeigen Pferde manchmal Unwohlsein beim Reiten – obwohl der Sattel rein äußerlich korrekt liegt. Woran liegt das?
Der „Prinzessin auf der Erbse“-Effekt
Im gleichnamigen Märchen spürt die Prinzessin eine winzige Erbse durch viele Matratzen hindurch. Klingt übertrieben – aber genau so funktioniert es manchmal auch beim Pferd.
Denn: Schon kleinste Unebenheiten direkt am Sattelbaum können enormen Druck auslösen. Solche Druckstellen entstehen z. B. durch:
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übereinanderliegende Lederteile (z. B. Gurtstrupfen, Sattelblatt, Kniepauschen)
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ungleichmäßig angesetzte Nähte oder Rollen
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punktuelle Materialanhäufungen am Baum – oft asymmetrisch
Diese Stellen sind mit bloßem Auge nicht erkennbar, aber das Pferd spürt sie – und reagiert.
Was das Pferd dann zeigt:
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Unruhe beim Satteln oder Angurten
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Klemmen oder Taktfehler im Bewegungsablauf
- Schlechte Anlehnung
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Schweifschlagen oder Kopfschlagen
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Muskelabbau im Sattelbereich
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Rückenverspannungen – trotz regelmäßigem Training
Besonders kritisch ist das übrigens, weil genau an diesen Stellen – wo Gurtung und Sattelblatt am Baum angebracht sind – meist auch der Schwerpunkt des Reiters liegt.
Das bedeutet: Ausgerechnet dort, wo am meisten Gewicht auf den Pferderücken wirkt, befinden sich oft mehrere Lagen Leder, Nahtkanten oder sogar harte Übergänge. Das verstärkt die Druckwirkung zusätzlich – auch wenn der Sattel auf den ersten Blick perfekt gepolstert wirkt.
Der sattel kommt dadurch auch nicht so ruhig zum liegen wie er könnte und wirkt in der Bewegung unruhiger als man im Stand vermuten mag. Der Reiter kippelt also immer wieder mit seinem Schwerpunkt über diese Druckpunkte drüber.
Faszienverklebung durch Dauerdruck
Ein oft übersehener Aspekt: Chronischer, punktueller Druck kann zu Verklebungen in den Faszien führen.
Die Faszien – also das Bindegewebe rund um die Muskulatur – sind enorm empfindlich und reagieren sehr schnell auf Dysbalancen, Zug oder Druck. Wird eine Stelle dauerhaft gereizt, kann das Fasziennetz verhärten, verkleben oder sogar schmerzhaft reagieren. Die Folge: Das Pferd zeigt Abwehrverhalten – ganz ohne dass der Muskel selbst betroffen ist.
In meinem Arbeitsalltag beziehe ich deshalb gezielt mein Expertennetzwerk ein:
Ich arbeite regelmäßig mit einer erfahrenen Faszientherapeutin für Pferde Angelina Spix zusammen, die ihre Erkenntnisse aus der Praxis mit mir teilt – und übrigens selbst über 35.000 Follower auf Instagram erreicht. Dazu kommt ein Sattlermeister Bernd Theine und sein Team, die mich bei notwendigen Umbauten oder Anpassungen unterstützt – professionell und sicher in seiner eigenen Werkstatt. Diese Kooperationen geben mir die Möglichkeit, auch bei komplexen Fällen eine individuelle Lösung zu finden.
Was kannst du tun?
Wenn dein Pferd sich unter dem Sattel nicht wohlfühlt – trotz eigentlich passender Polsterung –, lohnt sich ein genauerer Blick:
✅ Sattelbaum und Materialübergänge prüfen lassen
✅ auf gleichmäßige Druckverteilung achten
✅ bei sensiblen Pferden: ein Sattelpad mit stoßabsorbierender Wirkung verwenden (z. B. ThinLine Perfect Fit oder Trifecta Pad)
✅ bei Verdacht: Faszientherapie als Ergänzung ins Auge fassen
💬 Mein Praxistipp: Wenn dein Pferd auf einer Seite schlechter loslässt oder schon beim Satteln „ausweicht“, lohnt sich ein kritischer Blick auf den Aufbau deines Sattels – und nicht nur auf das Polster.
Tool-Tipp aus der Faszientherapie
Falls du gezielt selbst an den Faszien deines Pferdes arbeiten möchtest:
Angelina Spix, mit der ich regelmäßig zusammenarbeite, hat ein spezielles Tool entwickelt, das sie auch in ihren Behandlungen einsetzt und über ihren Shop vertreibt. Ich nutze die Tools auch für meine eigenen Pferde und auch sehr regelmäßig in den Behandlungen meiner Kunden.
👉 Hier geht’s direkt zu ihrem Faszien-Tool und weiteren Infos