Passformkriterien für den Sattel – Worauf es bei Pferd und Reiter wirklich ankommt
Ein Sattel muss passen – aber was heißt das eigentlich konkret? Damit ein Sattel wirklich komfortabel und funktional ist, muss er sowohl zum Pferd als auch zum Reiter passen. In diesem Beitrag findest du eine Übersicht der wichtigsten Passformkriterien, die bei der Sattelauswahl oder -beurteilung beachtet werden sollten.
🐎 Passformkriterien für das Pferd
1. Länge
Der Sattel darf nicht über den letzten Brustwirbel hinausreichen (Ausnahme: Westernsättel). Die Lendenwirbelsäule ist nicht tragfähig und reagiert empfindlich auf Druck.
2. Kammerwinkel
Der Winkel des Kopfeisens sollte möglichst parallel zur Schulter des Pferdes verlaufen, um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
3. Kissenwinkel
Die Auflagefläche sollte optimal genutzt werden: Der Kissenwinkel sollte so gestaltet sein, dass eine möglichst große und gleichmäßige Auflagefläche entsteht.
4. Baumschwung
Der Schwung des Sattelbaums muss zur Rückenlinie des Pferdes passen. Zu starke Abweichungen können auch durch Polsterung nur begrenzt kompensiert werden.
5. Baumbreite
Die Breite des Sattelbaums beeinflusst die Druckverteilung. Sie muss zur Rückenbreite des Pferdes passen.
6. Wirbelkanalbreite
Der Wirbelkanal sorgt für Wirbelsäulenfreiheit und Biegungsmöglichkeit. Er darf nicht zu eng, aber auch nicht zu breit gewählt sein.
7. Widerristfreiheit (Kissenansatzhöhe)
Seitlich des Widerrists muss genügend Platz sein. Der Sattel darf den Widerrist nicht einklemmen oder einengen.
8. Kissenform und -höhe
Die Kissenform muss zum Exterieur des Pferdes passen:
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Französische/Bananenkissen: für kurze Pferde mit Schwung oder ansteigender Lende
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Keilkissen: für gerade Pferderücken mit ausgeprägtem Widerrist
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Mischformen: je nach Bedarf
9. Form und Länge des Kopfeisens
Die Form muss seitliche Widerristfreiheit bieten.
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Langer Widerrist → langes, stabilisierendes Kopfeisen
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Runder Rücken, wenig Rist → U-förmiges Kopfeisen
👨🏋️ Passformkriterien für den Reiter
1. Sitzgröße
Der Reiter sollte weder auf dem Vorderzwiesel noch zu weit hinten sitzen. Ein paar Finger Abstand zum Sattelkranz sind ideal – sofern der Sattel nicht extrem tief geschnitten ist.
2. Schwerpunkt des Sattels
Der Sattel muss so gebaut sein, dass der Reiter im Schwerpunkt des Pferdes sitzen kann. Nur so entsteht ein ausbalancierter, neutraler Sitz.
3. Pauschenform und -größe
Moderne Aufsätzpauschen müssen zum Reiter passen. Zu große oder falsch platzierte Pauschen können die Hüfte überdehnen. Klettpauschen bieten mehr Flexibilität, gerade bei mehreren Reitenden.
4. Blattlänge
Sie sollte zur Beinlänge des Reiters passen. Der Reiter muss ans Pferd kommen, darf sich aber nicht mit dem Stiefel verhaken.
5. Vorschnitt des Sattelblattes
Lange Beine brauchen oft einen Blattvorschnitt, damit das Bein korrekt positioniert werden kann. Ein zu gerades Blatt schiebt das Bein sonst zu weit hinten raus.
6. Tailierung des Sitzes
Sehr individuell! Der Abstand der Sitzbeinhöcker ist verschieden – der Sitz muss diese unterstützen, nicht einengen. Auch zu breite Sitze können unbequem oder unpassend sein.
7. Form des Sitzes
Ob flach, mitteltief oder tief: Der Sitz sollte zur Verwendung und Vorliebe passen. Barocksättel und Westernsättel haben oft einen Arbeitssitz, der viel Halt gibt, aber nicht immer aufrechte Positionen erlaubt.
Nur wenn Pferd und Reiter sich beide wohlfühlen, kann echte Harmonie entstehen. Bei der Beurteilung helfen Fachleute – oder du nutzt unsere Sattelberatung für eine fundierte Einschätzung.